Gleich vorweg: Es gibt Flugmodelle (und wahrscheinlich auch Flugzeuge), die sind es nicht wert, geflogen zu werden. Und dieses ist eines davon. Nachdem der Baubericht aber schon fast fertig geschrieben war, so soll er als Negativbeispiel auch stehen bleiben. Und so kams ...
Von Andi flogen drei komplette GfK-Rümpfe mit Cowling, Balsa-Leitwerken, Cockpit-Haube und Spanten ins Haus. Was fehlte, waren die Flächen. Heisst: 3x Flächen fräsen. Zwei davon zurück zu Andi und eine aus Neugier, wie sowas fliegt, selbst mitbauen. Also - erstmal Rumpf vermessen, Einstellwinkel von Leitwerk und Fläche herausfinden, Profile wählen und die Fläche so konstruieren, dass sie in die Aufnahme des bestehenden Rumpfes passt.
Planung
CAD, fräsen, bauen ...
Der Erstlfug - eine Katastrophe. Die Macchi mit etwas mehr als Halbgas im Würgegriff gepackt und ihrem Element übergeben. Zieht nach oben, ohne Ende. Also drücken und Gas raus - dann liegt sie endlich waagrecht und fliegt so zickig wie schon lange kein Modell mehr flog. Der Schwerpunkt scheint so überhaupt und ganz und gar nicht zu stimmen. Heisst - schnellstmöglich wieder zur Erde zurück. Nur wie? Herrje, war das eine Gejapse in der Luft. Aber noch war ja Luft drunter und der Boden in weiter Ferne. Bei etwa 5m Höhe im Anflug steigt sie von jetzt auf nachher senkrecht hoch. Drücken, drücken - dann endlich kehrt sie um und was tut sie? Kommt senkrecht runter. Ziehen, ziehen - dann scheint alles wieder gut - noch 3m bis zum Boden. Aber sie will nicht - geht erneut plötzlich senkrecht hoch - drücken, drücken - nur hilfts diesmal nix. Also ziehen, Überschlag nach hinten, Looping und sie liegt wieder flach - noch 2m bis zum Boden. Und? Jetzt wirds kritisch - scheint aber klappen zu wollen - ähm - irgendwie doch nicht, sie macht wieder kehrt, 90° nach unten, nix mehr zu machen, der Einschlag war laut. Die Knuppelnase hats irgendwie überlebt - die rechte Fläche ist zur Hälfte am Rumpfansatz gebrochen. Doch soo schnell wird nicht aufgegeben.
Die Fläche mit viel Gewebeband wieder drange-taped, 40g Blei in die Nase und nächster Versuch. Nun - diesmal zieht sie mit Halbgas artig von dannen. Ein paar Runden, dann auf Höhe, senkrecht runter, EWD testen - leichter Abfangbogen - scheint zu passen. Wieder auf Höhe, in 45° bringen und schräg nach unten gleiten lassen - sie bleibt auf 45° Neigung und würde einschlagen. Das sollte sie nicht tun - sie sollte ebenfalls einen leichten Abfangbogen fliegen. Heisst - Schwerpunkt noch immer ein bischen zu weit hinten. Dritter Test Abrissverhalten. Wieder auf Höhe, Gas raus und ziehen. Dauert nicht lange - sie kippt nach links ab und - macht einen Salto rückwärts. Abkippen, Trudelstürzen - alles schon gehabt - aber einen Salto rückwärts und das sofort und ohne Ankündigung? Nun gut - sie war gleich wieder eingefangen, dann landen und überlegen. Nur landen wollte sie irgendwie auch nicht - ein klein wenig zu schnell rein - ein Titscher, ein Hüpfer, ein Abkipper und ein Rad schlagen - jetzt ist auch die andere Flächenseite hinüber. Ein Fall für die Tonne ...
Nein - der Mensch will ja wissen, warum was nicht so tut. Also - die leichte Styrodur-Cowling runter und die um 40g schwerere GfK-Cowling drauf.
Zweitflug: Wieder den Würgegriff und raus damit. Gleiches Flugverhalten wie beim Erstflug (zweiter Versuch mit Blei). Ist sehr kipplig um die Querachse, lässt sich einfach nicht schön fliegen. Schnell entschlossen wieder zur Erde zurück - diesmal klappte die Landung in gewohnter Weise gut. Gleich mal 30g Blei vorne drauf und wieder raus. Und herrje - das Gezicke war wieder voll im Gange. Als wäre der Schwerpunkt viel zu weit hinten. An weitere Testflüge gar nicht zu denken. Lieber wieder schnell und heil zur Erde zurück und überlegen. Ein Schwerpunkt zu weit vorne scheint gleichermaßen problematisch wie zu weit hinten. Doch - was macht das Ding? Im Anflug - und es war nicht zu langsam - schmiert sie unhaltbar aus 3m Höhe senkrecht in den Acker. Diesmal hiel die Cowling nicht - sie war ab, die Fläche beidseitig gebrochen. Das sieht jetzt nach eine größeren Reparatur aus. Oder - und diese Entscheidung war schnell getroffen - RC-Komponenten raus, die hübsche Pilotin ebenso (wir gehen davon aus, dass sie nix dafür konnte) und der ganze Rest auf dem Nachhauseweg kurzerhand in die Tonne. Plus die noch verbliebenen anderen beiden Rümpfe gleich hinterher. Einzigst die Balsa-Höhenleitwerke blieben verschont - es sind Brettchen, in der Form ähnlich einer Spitfire - die konnten bestimmt auch nix dafür.
Was war jetzt das Problem? Vielleicht das Leitwerk hinten in Relation zum kurzen Rumpfhebel zu klein? Dabei wars im Vergleich zum Original bereits schon größer ausgelegt. Durch weitere Flugerprobungen werden wirs nicht mehr erfahren - dieser Flieger ist zumindest in diesem Hangar nicht mehr existent ...
Weils aber keine Ruhe lässt - interessenhalber mal einen Vergleich zu einigen sehr gut fliegenden Modellen gezogen:
Die Daten...
- Spannweite 88cm = Maßstab 1:12
- GfK-Rumpf, Balsa-Leitwerk, Fläche + Cowling Styrodur
- Motoren: A2212-10T, 1.400kV, 46g, 16A (kann 26A)
- Props: APC Klapp 9x7
- Akku: 3s/1.550/40C
- Servos: noch nicht
- anvisiertes Abfluggewicht: 450g
Baubericht
Aus dem Netz werden 3-Seitenansichten miteinander abgeglichen, der Rumpf darüber gelegt und für die Berechnungen mit FLZ vermaßt. Der Rumpf ist wirklich gut getroffen, sehr gut gebaut und mit knapp 180g für GfK auch noch relativ leicht.
Es fällt auf, dass die Fläche mit einem ungewöhnlich hohen Einbauwinkel zur horizontalen Rumpfachse liegt. Das Leitwerk ist ebenfalls mit der Nase nach oben verbaut, was eine EWD von etwa 1,4° ergibt und zu einer schrägen, mit Nase leicht nach unten gerichteten Fluglage führt. Alte Flugaufnahmen der Maschine lassen vermuten, dass das Original wohl auch so geflogen ist.
Nach Vermaßung im CAD wird im nächsten Schritt FLZ von Frank Ranis bemüht...
Verschiedene Einstellungen und Profile werden probiert - gewählt werden an der Wurzel das NACA2412 und am Randbogen NACA2410 mit 1° Verwindung. Das Leitwerk ist als Balsabrettchen als ebene Platte vorgegeben. Es ist zur besseren Flugstabilität ca. 5% größer ausgelegt (das hatte sich der vorausplanende Kollege aber auch schon überlegt und die Balsabrettchen entsprechend gefräst). Mit den gewählten Einstellungen und 450g Abfluggewicht ergibt sich:
- 16,5 m/s = zirka 60km/h für den horizontalen Geradeausflug
- der dafür erforderliche Schub liegt bei zirka 70g (der geplante Antrieb => s. "Midi speed" bringt 650g Standschub)
- Schwerpunkt liegt bei 34mm hinter der Nasenleiste (Wurzel)
- Stall beginnt bei größer 9° Anstellwinkel, zirka 20km/h Fluggschwindigkeit und in der Flächenmitte
Das klingt nach gutmütig und bei Strömungsabriss noch steuerbar.
Die bestehenden Teile werden skizziert (in erster Linie für die Vermaßung), dann die Fläche konstruiert.
Die GfK-Cowling erscheint mit 57g Gewicht ein bischen schwer - sie wird nachgebaut und aus Styordur gefräst. Mit 14g ein Gewichtsunterschied von 43g (der geplante Motor wiegt 46g).
Innen ein Halter für den Regler, der Platz für den Akku ist ausgehoben (eine Bremse muss noch rein) - aussen vorne wird ein Teil der GfK-Cowling für mehr Stabilität bei den Landungen aufgeklebt.
Das mitgelieferte Balsa-Leitwerk wird verklebt ...
und in den Rumpf mit Epoxy eingesetzt. Die Ansteuerung erfolgt mittig - dazu muss ein Revisionsschacht im Rumpf geöffnet werden (wird später mit Klebeband "abnehmbar" wieder eingesetzt).
Das Cockpit etwas "befüllen" (es fliegt die von der Pusher-Horten übrig gebliebe 2-te Dame), ausmalen und Haube drauf.
Dann die Flächen konstruieren und fräsen. Es gilt vor allem, die im Rumpf bereits vorhandene Aufnahme nachzubilden.
Verbindungsrohr (Carbonrohr) rein, zusammenkleben, Ruder ausschneiden und Servos einbauen.
Und der Flieger zum ersten Mal alles zusammengesteckt ...
Gewichts-Check zwischendurch: knapp über 200g für den ganzen "Haufen".
Servos in die Flächen bauen - verstärkt wird diesmal nicht mit einem Carbonrohr, sondern mit einem Kunststoff-Paketband (bringt für beide Flächen nur 3,5g auf die Waage und die Fläche war nach dem beplanken steif wie ein Brettchen).
Mit dem flachen Schraubendreher einen Schlitz ins Styrodur drücken und das Band mit UHUpor einkleben - oben und unten, damit es bei jeder Bewegeung auf Zug belastet wird (denn auf Druck würde es sich wieder lösen).
Das Servo fürs Höhenruder wird innen in einen Styrodurklotz an die GfK-Wand geklebt (2-min-Epoxy). Zur Verstärkung des Rumpfes wird zudem einer der mitgeliefeten Sperrholzspanden eingeharzt.
Alles zusammen geklebt, Akku drin und große Überraschung: Mit 363g Abfluggewicht einer der bisher leichtesten 88cm-Flieger!!
So liegt er nun, der "Knuppelflieger" ...
Und nu? Machen wir, was wir des öfteren schon gemacht haben: warten auf besser Wetter für den Erstflug ...
Dann die Fläche flicken - das kleinste Problem. Und es kommen wieder die bewährten Carbonholme rein! Zwar waren die Plastikstreifen oben und unten angebracht stabil - doch beim Aufschlag hat es sie verbeult und die Stabilität war hinüber. "Lesson learned", Plastik bleibt halt Plastik.
Den Regler wieder oben unterlegt - damit die Motorkabel nicht an der Cowling scheuern können und man den Akku unter dem Regler bequem einlegen kann. Auch eine Akkusperre aus einem kleinen, in die Cowling geharzten Styrodurblock wurde wieder eingebracht - eine sehr sinnvolle Maßnahme, wie wenig später zu sehen war.
Das neue Abfluggewicht mit Akku: 500g auf den Punkt. Wow - das sind 135g mehr als beim ersten Versuch. Nun - vielleicht liegt das Ding damit besser in der Luft. Wir werden sehen.
- die Flächeninhalte von HLW und Tragfläche in Verhältnis gesetzt und mit dem Rumpfhebel multipliziert
- das Ergebis ist eine (mehr oder weniger willkürliche) Zahl => aber: es gibt einen Anhaltspunkt
Die Macchi schneidet mit einer größeren Flügelstreckung und einer deutlich kleineren Zahl ab - das scheint ein ungünstiges Verhältnis zu sein.