[04/2014] „Wie schnell fliegt mein Modell?“ ist eine Frage, die sich jeder Modellflieger schon einmal gestellt hat. Und eine Frage, die immer wieder auch zu lebhaften Diskussionen um Genauigkeit, Sinn und Unsinn einer Geschwindigkeitsmessung führt. In erster Linie ist Geschwindigkeitsermittlung eine Frage des Aufwands und des Anspruchs. Eine einfache Methode zum Nulltarif bietet WAVEosSCOPE.
Bei WAVEosSCOPE handelt es sich um ein im Netz verfügbares Freeware-Programm (www.sprut.de), das den Dopplereffekt zur Bestimmung der Geschwindigkeit nutzt. Bewegt sich eine Schallquelle auf einen Beobachter zu, verdichten sich die Schallwellen und der Ton klingt höher als in Wirklichkeit. Ist die Schallquelle am Empfänger vorbei und entfernt sich von ihm, werden die Wellen auseinander gezogen und der Ton erklingt tiefer. Ein Effekt, den jeder von der heulenden Sirene eines vorbeifahrenden Polizeiautos oder Krankenwagens kennt. Aus der Differenz des hohen und tiefen Tones lässt sich unter Berücksichtigung der verstrichenen Zeit die Geschwindigkeit berechnen. Das kleine, direkt ausführbare Programm muss übrigens nicht installiert werden – einfach auf den PC kopieren und per Doppelklick starten.
Alles, was man für die Messung braucht, ist ein PC, WAVEosSCOPE und die Tonaufnahme (Videokamera, Mobiltelefon) eines Modells im Über- oder Vorbeiflug. Und schon kann‘s losgehen: In der aufgezeichneten Video- oder Audiodatei die Aufnahmen suchen, in denen der Über- oder Vorbeiflug gut zu hören ist. Der Ton des herannahenden Modells sollte deutlich höher sein als der des wegfliegenden. Die Aufnahme in ein Schnittsystem laden, das gewünschte Teilstück selektieren und als Audiodatei im Wave-Format (Dateiendung *.wav) rendern beziehungsweise speichern. Mit einem Doppelklick WAVEosSCOPE starten und die auszuwertende Wave-Datei laden. Im Hauptfenster von WAVEosSCOPE sieht man jetzt von links oben nach rechts unten gebogene Linien in rot und grün für den linken und rechten Stereokanal. Die Frequenz nimmt dabei von links nach rechts zu. Zur besseren Lesbarkeit das Fenster auf groß stellen. Für die Auswertung geeignet ist die rechts im Fenster gerade noch erkennbare Frequenzlinie. Sie ergibt die höchste Genauigkeit. Mit der linken Maustaste die linke, untere und mit der rechten Maustaste die rechte, obere Frequenzlinie durch Klick markieren – dies ergibt einen grünen und roten senkrechten Strich. Das Programm errechnet aus dem Frequenzunterschied die Geschwindigkeit und zeigt den Wert oben links über dem weißen Frequenzfenster an.
Die im Bild am Beispiel einer Horten-9 im Maßstab 1:10 (1,68m Spannweite) gezeigte Geschwindigkeitsabschätzung ergibt zirka 155 km/h. Das bei dieser Messung zum Vergleich im Modell liegende GPS zeigte 154 km/h an. Der Unterschied ist – zumindest in diesem Fall – marginal.